Die Analyse von PA Consulting zeigt, dass für das Verfehlen der EU-CO₂-Emissionsziele Strafzahlungen in Höhe von 14,5 Mrd. EUR drohen – die CO₂-Emissionen steigen, Automobilhersteller müssen handeln
Laut der von PA Consulting, der globalen Innovations- und Transformationsberatung, veröffentlichten jährlichen Prognose für Automobilhersteller zur Erreichung der EU-CO₂-Emissionsziele werden die 13 führenden Automobilhersteller Europas ihre Ziele für 2021 voraussichtlich verfehlen und mit Strafzahlungen von 14,5 Mrd. € rechnen müssen.

Nach vier Jahren stetigen Fortschritts zeigt die Analyse von PA jüngst einen Rückschritt. Die Emissionen sind gestiegen, was hauptsächlich auf den Kauf von SUVs, die starke Nachfrage nach leistungsstarken und schwereren Autos, den Mangel an emissionsarmen Optionen im Verkauf und die nach dem Diesel-Skandal veränderte Präferenz für Benziner zurückzuführen ist.
Einige Autohersteller müssen mit Strafen rechnen, die Einfluss auf ihre Rentabilität und ihren Ruf haben. Volkswagen könnte wegen seines hohen Absatzvolumens in ganz Europa eine Strafzahlung von bis zu 4,5 Milliarden Euro drohen. Gleichermaßen dürften frühere Top-Performer wie Renault-Nissan-Mitsubishi und Volvo nun Probleme bekommen. Selbst Toyota, der Marktführer bei Hybridfahrzeugen, dürfte sein Ziel knapp verfehlen.
Michael Schweikl, Automobil-Experte bei PA Consulting, sagt: „Trotz dieser Situation ‚vier Schritte vorwärts, ein Schritt zurück‘ gibt es viele Möglichkeiten für Automobilhersteller, Emissionen zu reduzieren und künftige Strafen zu minimieren. Aber die Dringlichkeit der Situation bedeutet, dass sie schnell handeln müssen. Autoherstellern fehlt die Zeit, um die Emissionen schnell genug zu mindern und Strafzahlungen zu vermeiden. Marketing-, Verkaufs- und Preisstrategien, die die Akzeptanz emissionsarmer Fahrzeuge erhöhen, werden von entscheidender Bedeutung sein, um die Hersteller näher an die Ziele heranzuführen.“
Mögliche Lösungen könnten sein:
- Preisnachlässe für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge, um deren Absatz zu steigern und umweltschädlichere Fahrzeuge vom Markt zu nehmen
- Entwicklung von Services zur Steigerung der emissionsarmen Fahrzeugnutzung
- Erwägen von Fusionen mit anderen Autoherstellern, wie FCA und PSA zeigen
- Entwicklung offener Plattformen wie der MEB-Plattform von Volkswagen.
Sie müssen diese Maßnahmen jedoch im Jahr 2020 ergreifen, um die CO₂-Emissionen in Zukunft weiter zu senken und neue Kunden zu gewinnen.
PA bewertet jeden Hersteller anhand seiner CO₂-Prognose für 2021. Toyota bleibt der beste im Ranking, PSA ist jetzt Zweiter und überholt Renault-Nissan-Mitsubishi. Volvo, Volkswagen, Daimler und BMW sind weiter von ihrem Ziel entfernt als im Vorjahr.
Die Analyse von PA zeigt, dass die Automobilhersteller in Europa mehr als 2,5 Millionen zusätzliche Batterie-Elektrofahrzeuge verkaufen müssten, um ihre Ziele zu erreichen. Dies entspricht einer Steigerung von 1.280% bis 2021. Produktionskapazitätsengpässe erschweren dies – die neuen Produktionslinien von Volkswagen für den ID.3 haben eine Kapazität von 100.000 Einheiten im Jahr 2020.
Aus Ländersicht zeigt der Bericht, dass alle Länder außer Norwegen und den Niederlanden eine Verschlechterung der Emissionen vom Autoverkehr verzeichneten. Norwegen hat die Emissionen von 83,7g CO₂/km im Jahr 2017 auf 72,4g CO₂/km im Jahr 2018 gesenkt, Elektrofahrzeuge machten dort 31,2 Prozent des Neuwagenabsatzes aus. Die Niederlande waren mit einem CO₂-Ausstoß von 106g CO₂/km und einem Anteil von sechs Prozent vollelektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz die zweitbesten. In Deutschland stiegen die Emissionen von 126,2g CO₂/km auf 129,1g CO₂/km in 2018, während sich der Absatz von Elektrofahrzeugen nur leicht erhöhte (von 0,7% auf 1,1%).
Autohersteller müssen sich auf enorme Veränderungen einstellen, wenn sie von der Technologie der Verbrennungsmotoren zu emissionsarmen Elektrofahrzeugen wechseln. Während die technologische Entwicklung bereits herausfordernd ist, sollten die Hersteller die Komplexität, die Kosten und den kulturellen Wandel nicht unterschätzen.
Michael Schweikl, Automobil-Experte bei PA Consulting