Seit 2018 sollen alle neu zugelassenen Pkw-Modelle (und leichte Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen) mit dem automatischen Notrufsystem für Kraftfahrzeuge E-Call (emergency call) ausgestattet werden. Dies sieht ein Vorschlag der EU-Kommission vor.
Die E-Call-Technologie habe ein großes Potenzial, Leben zu retten, weil sie die Interventionszeit der Rettungsdienste drastisch verkürze, begründete EU-Verkehrskommissar Siim Kallas den Beschluss der Brüsseler Behörde.
Pro Jahr gibt es bei Verkehrsunfällen in der Europäischen Union 28.000 Todesopfer und 1,5 Millionen Verletzte. 2500 Menschenleben könnten nach Überzeugung der EU pro Jahr gerettet werden. Die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Personen würde sich ebenfalls verringern. Rettungskräfte sollen dank der Technik fast doppelt so schnell am Unfallort sein wie bisher. Die Kosten sollen angeblich weniger als hundert Euro pro Auto betragen.
Ein länderübergreifender Praxistest hat ergeben, dass in 90 Prozent aller Fälle eine Verbindung zur Notrufzentrale innerhalb von 25 Sekunden hergestellt wurde, in 97 % innerhalb von 45 Sekunden.
eCall Anforderungen
Der Innenausschuss des EU-Parlaments sprach sich ebenfalls für den Verordnungsentwurf der EU-Kommission zur Einführung von E-Call aus. Änderungsanträge, in denen einige Fraktionen forderten, Autofahrer sollten das System auf Wunsch deaktivieren können, konnten sich dabei nicht durchsetzen. Wir der Deutsche Datenschutz in Zukunft umgesetzt wird, ist noch unklar.

Was eCall nicht ist
- 112 eCall ist keine Blackbox. Es zeichnet nicht ständig die Position des Fahrzeugs auf, sondern nur die Daten auf, um die Position und Richtung des Fahrzeugs unmittelbar vor dem Unfall zu bestimmen. Diese Daten werden nur dann an Notrufzentralen übertragen, wenn sich ein schwerwiegender Unfall ereignet.
- eCall kann nicht zur Überwachung der Bewegungen verwendet werden. Die zur Übertragung der eCall-Daten verwendete SIM-Karte ist inaktiv, d. H. Sie wird nur aktiviert, wenn das Fahrzeug einen schweren Unfall hat (z. B. wenn der Airbag aktiviert wurde).
- 112 eCall ist nicht teuer. Die Kosten werden zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der vorgeschlagenen Verordnung auf weniger als 100 EUR pro Fahrzeug veranschlagt. Es wird erwartet, dass diese Kosten in Zukunft weiter sinken. Elektronischen Bauteile werden immer billiger. Die hohe Stückzahl für alle EU-Autos wird den Preis ebenfalls senken.
Nötige Bauteile für eCall
- GPS-Empfänger zur Feststellung der Fahrzeugposition
- GSM-Antenne zum Senden des Notrufs
- Steuergerät zur Meldung des Standorts
- Crash-Sensor zum Erkennen der Unfallart
- Freisprecheinrichtung, für den Fall, dass Insassen ansprechbar sind
- Notstromversorgung
- Taste zur manuellen Auslösung des Notrufs
- Kontrollleuchte, die die Funktionsfähigkeit des Systems anzeigt
Bedenken
Zahlreiche Autofahrer plagen Vorbehalte gegen das lebensrettende System, wie eine Untersuchung von Professor Horst Müller-Peters vom Institut für Versicherungswesen der Fachhochschule Köln belegt. In der vom Goslar Institut im vergangenen Jahr in Auftrag gegebenen Studie mit dem Titel „Der vernetzte Autofahrer, Akzeptanz und Akzeptanzgrenzen von E-Call, Werkstattvernetzung und Mehrwertdiensten im Automobilbereich“ äußerten nur 20 Prozent der Befragten Bedenken, dass der Neupreis der Autos durch die Einführung von E-Call steigen könnte. Die damit verbundenen Mehrkosten sollen nach den Erwartungen der EU-Kommission lediglich mit rund 100 Euro je Fahrzeug zu Buche schlagen.
Mehr Sorgen bereitet Verkehrsteilnehmern, Datenschützern und auch Teilen der Politik die Frage, was mit den Daten geschieht, die im Auto erhoben werden. Denn das Fahrzeug stellt bei einem Unfall über das Handynetz eine Verbindung nach außen her. Diese könnte für eine externe Überwachung des Fahrzeuges und des Fahrers genutzt werden, lautet eine vielfach geäußerte Befürchtung. In der Studie von Professor Müller-Peters gaben denn auch immerhin 36 Prozent der befragten Autofahrer an, dass es sie sehr störe, wenn Daten aus ihrem Fahrzeug ohne ihre Kontrolle weitergegeben werden könnten.
Bei E-Call registrieren Sensoren im Auto den Unfall. Die Positionsdaten werden mit Hilfe des Satellitennavigationssystems GNSS (Global Navigation Satellite System). Das System wählt daraufhin automatisch die europäische Notrufnummer 112 und stellt über das Mobilfunknetz eine Telefonverbindung zur zuständigen Notrufzentrale her. Zusätzlich zu der Sprechverbindung überträgt das Notfallsystem auch die Positionsdaten des Unfallautos sowie Informationen zu Unfallzeitpunkt, Fahrzeugtyp und Fahrtrichtung, so dass gegebenenfalls auch bewusstlosen Unfallopfern schnell geholfen werden kann. „Bei E-Call verlassen diese Daten ganz gezielt das Fahrzeug, damit bei Unfällen schneller gehandelt werden kann“, erläuterte Dr. Uwe Thomas, Vorsitzender des Bereichsvorstands Automotive Aftermarket der Robert Bosch GmbH. Einen solchen automatischen „Hilferuf“ können die Käufer von Fahrzeugen des Premiumsegments schon länger als kostenpflichtige Sonderausstattung ordern.