Estnische Kennzeichen sehen ähnlich wie die schwedischen aus und enthalten als Codierung drei Ziffern, denen drei Buchstaben folgen. Wie beim schwedischen System sind die Autokennzeichen an das Fahrzeug, nicht an den Halter und dessen Wohnsitz gebunden.
Die normalen Nummernschilder tragen eine schwarze Schrift auf weißem Grund. Sonderkennzeichen erscheinen in anderen Farbgebungen. Links zeigt ein blauer Balken die EU-Sterne und EST für das Länderkennzeichen.

Übersicht zu Estland
Hauptstadt | Tallinn |
Einwohnerzahl | 1,3 Millionen |
Fläche | 45.339 km² |
Name | Republik Estland 🇪🇪 |
Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge | ~413.000 |
Länderkennzeichen | EST |
Amtssprache | Estnisch |
ISO | EE / EST |
Vorwahl | 00372 oder +372 |
Währung | Euro (seit 2011), ehemals estnische Krone (EEK) |
Mitglied der EU | Ja |
Mautgebühren | nur für LKW über 3,5 Tonnen auf Autobahnen |
Maße der estnischen Nummernschilder
Normalerweise haben estnische Nummernschilder die europäischen Standardmaße 520 × 110 mm. Es sind aber auch Kennzeichen in der US-Größe 302 × 152 mm zugelassen, deren Code sich auch von dem der anderen Autokennzeichen unterscheidet: Er enthält nur zwei Ziffern und danach drei Buchstaben.
Die Nummernschilder für Zweiräder haben die Maße 177 × 101 mm und sind mit zwei Ziffern und zwei Buchstaben codiert. Bis 2001 waren sie noch zweizeilig.
Seit wann gibt es die modernen estnischen Autokennzeichen?
Das aktuelle System führte das Land mit seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 ein. Es gab seither geringfügige Veränderungen. Der Rahmen war bis Mitte 1993 seitlich unterbrochen, seither umschließt er das Nummernschild vollständig. Auch die Codierung änderte sich. Der erste Buchstabe verzeichnete auf dem Kennzeichen ursprünglich den Zulassungsort.
Ab den späten 1990er Jahren wurde der regionale Bezug nach einer Übergangsphase bis auf wenige Ausnahmen aufgegeben. Diese betreffen die Zulassungsbezirke Tallinn und Harjumaa, die mit M gekennzeichnet werden, und den Bezirk Tartu mit der Kennzeichnung T. Die drei Buchstaben aller anderen Bezirke beginnen mit A, B oder D, was auf das Jahr der Zulassung verweist: A wurde ab 1991 eingeführt, B ab Mitte 2007 und D ab Anfang 2019.
Das blaue Feld mit den Europasternen und dem Länderkennzeichen EST folgte ab Mai 2004, nachdem Estland zur Europäischen Union beigetreten war. Bis 2006 gab es auf den Autokennzeichen noch ein farbiges TÜV-Feld zwischen dem Ziffern- und dem Buchstabenblock. Dieses ist dann entfallen, nachdem eine digitale TÜV-Kontrolle eingeführt wurde. Auch hier folgte Estland dem schwedischen Vorbild.
Wunschkennzeichen in Estland
Fahrzeughalter können in Estland gegen Zusatzgebühren ein Wunschkennzeichen mit einer Buchstaben-Ziffern-Kombination nach dem Standard drei Ziffern – drei Buchstaben bestellen (Muster „777 XXX“).
Wer bereit ist, etwas höhere Gebühren zu zahlen, kann für das Wunschkennzeichen eine freie Kombination wählen. Beliebt ist vor allem der eigene Name. Möglich ist das, weil die Codierung der estnischen Nummernschilder keinen regionalen Bezug mehr aufweist.
Sonderkennzeichen in Estland
Wie in allen Staaten gibt es auch in Estland Sonderkennzeichen. Sie betreffen Anhänger, Traktoren, Quads, Kennzeichen für Probefahrten, temporäre Autokennzeichen, Oldtimerkennzeichen, Kennzeichen für Mopeds, Sportveranstaltungen und Ausländer, Diplomatenkennzeichen und natürlich die Kennzeichen der Streitkräfte. Im Überblick:
- Anhänger: Die Anhängerkennzeichen gleichen heute den Standardkennzeichen für Autos, zeigen also drei Ziffern + drei Buchstaben. Bis 2008 waren sie kürzer, der Code enthielt neben drei Ziffern lediglich einen oder zwei Buchstaben. Eine Besonderheit ist der Buchstabenblock, der mit YH, YJ oder YK beginnt. Es sind auch weiter fortlaufende Buchstaben des Alphabets nach dem Y möglich. Sollte das Anhängerkennzeichen die US-Größe aufweisen, zeigt es nur ein H.
- Traktoren und Quads sowie weitere Sonderfahrzeuge (landwirtschaftliche Maschinen etc.): Die Codierung enthält vier Ziffern und zwei Buchstaben (Muster: „1234 Tx“). Diese Nummernschilder sind in der Regel zweizeilig.
- Autokennzeichen für Probe- und Testzwecke: In diesem Fall beginnt der Code mit der Buchstabenkombination PROOV, die das Wort „Probe“ bedeutet. Danach folgt eine fortlaufende Nummer.
- Nummernschilder für die temporäre Nutzung des Fahrzeugs: Die Schrift ist in diesem Fall rot auf weißem Grund. Der Code besteht aus zwei Buchstaben, denen vier Ziffern folgen.
- Mopeds: Die Grundfarbe ist grün (seit 2011), die Schrift ist schwarz. Der Code zeigt drei Ziffern, denen ein Buchstabe folgt.
- Diplomatenkennzeichen: Der Hintergrund ist bei den Diplomatenkennzeichen blau, die Aufschrift weiß. Nach Buchstaben CD für Corps Diplomatique oder AT für das administrative und technische Personal ohne Diplomatenstatus folgen maximal vier Ziffern. Der Botschafter selbst erhält auf seinem Dienstfahrzeug den Code CMD für Chef de Mission Diplomatique und höchstens vier, meistens weniger Ziffern, wobei die ersten beiden dieser Ziffern das Entsendeland angeben.
- Ausländer mit Wohnsitz in Estland: Diese Kfz-Kennzeichen sind gelb mit schwarzer Schrift. Ihr Buchstabenblock beginnt mit EE.
- Oldtimer: Die historischen Fahrzeuge erhalten ein Sonderkennzeichen mit weißer Schrift auf schwarzem Grund. Einem Buchstaben folgen maximal vier Ziffern.
- Sportfahrzeuge: Vor allem für Rallyes werden seit 2011 für Sportfahrzeuge rote Nummernschilder mit weißer Schrift vergeben. Der Code beginnt mit dem Kürzel SP, dem eine Nummer folgt.
- Streitkräfte: Auf dunkelblauem Hintergrund zeigt die weiße Aufschrift einen Code, dessen Buchstabenblock immer mit E beginnt.
- Staatspräsident: Auf hellgrauem Hintergrund ist nur das Staatswappen aufgeprägt. Es gibt weder Buchstaben noch Ziffern.

Geschichte der estnischen Kennzeichen
Estland führte im Jahr 1929 sein erstes einheitliches Kennzeichensystem ein. Zunächst wurden ein Buchstaben für den Zulassungsbezirk (damals insgesamt 14) und maximal vier Ziffern aufgedruckt. Der Hintergrund war schwarz, die Schrift weiß. Nur das Militär verwendete die umgekehrte Farbgebung. Die Militärkennzeichen begannen mit dem Buchstaben K (Kaitseministeerium = Verteidigungsministerium).
Eine Reform des Systems erfolgte im Jahr 1933, bei dem die Farbgebung schwarz-weiß jährlich wechselte. In gerade Jahren war der Hintergrund weiß, in ungeraden schwarz. Die bestehende Codierung mit einem Regionsbuchstaben und einer Ziffernfolge ergänzte nun eine zweistellige Jahresangabe, die man links oben in der Ecke platzierte. Darunter zeigte ein gelber Stempel die jeweilige Zulassungsbehörde und das Kürzel E.V. (Eesti Vabariik = Republik Estland).
Eine weitere Reform folgte 1938. Nun erschien die Jahreszahl über einem Bindestrich, der Buchstaben und Ziffern verband. Im Jahr 1941 besetzte die Sowjetunion das zuvor unabhängige Estland und führte schwarze Schilder mit weißer Schrift und einem Code mit den Buchstaben ER und einer vierstelligen Nummernkombination mit mittigem Bindestrich ein (Muster: ER 11-35).
Kurz darauf besetzte die deutsche Wehrmacht das Land. Bis 1944 galten nun deutsche Kfz-Kennzeichen. Sie trugen die Erkennungsbuchstaben RO (= Reichskommissariat Ostland). Nachdem die Sowjetunion im Jahr 1944 das Land erneut erobert hatte, galt wieder der sowjetische Code, der nun aber die kyrillischen Buchstaben ЗТ zeigte.
Ab 1947 folgten die Schilder der regulären sowjetischen Norm. Das Land hieß nun Estnische Sowjetrepublik, deren Erkennungsbuchstaben zuerst ЗС und später ЕА waren.
Schließlich führte das Land das aktuelle System mit seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 ein.
Häufige Fragen
Auf den EU-Kennzeichen Estlands erscheint als Länderkennzeichen EST.
Ja. Sie betreffen aber nur Lkw über 3,5 Tonnen. Alle anderen Fahrzeuge zahlen keine Maut, auch nicht große Wohnmobile mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 t.
Ja. Estland gehört zur EU und zum Schengenraum mit grundsätzlicher Reisefreiheit. Es genügen also für EU-Bürger der EU-Personalausweis oder ein Reisepass, für Nicht-EU-Bürger ist für die Einreise aus der EU nach Estland ein EU-Aufenthaltstitel beziehungsweise ein EU-Schengenvisum erforderlich. Die estnische Grenzpolizei kann gegebenenfalls weitere Dokumente verlangen, die den Reisegrund und das Reiseziel belegen.
Am 20. August 1991 wurde die Unabhängigkeit Estlands von der Sowjetunion durch den Estnischen Obersten Rat offiziell proklamiert. Schon im März 1990 hatte sich das Land zur Republik erklärt und damit de facto seine Unabhängigkeit eingeleitet.
Ja, seit dem 1. Januar 2011 ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel.
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