Laut einer aktuellen forsa-Umfrage telefonieren 12 Prozent der unter 30-Jährigen während der Autofahrt häufig mit dem Handy ohne Freisprechanlage. Übersicht der Strafen, Kosten & Bußgelder für die Handynutzung am Steuer.

Diese Zahlen sprechen für eine Normalität risikoreichen Verkehrsverhaltens, das von der Mehrheit der Autofahrer selbstkritisch zugegeben wird: 20 Prozent fühlen sich bei der eigenen Smartphone-Nutzung „sehr stark“, 40 Prozent „stark“ abgelenkt. Statt bisher 60 Euro muss man in Zukunft 100 Euro Bußgeld bezahlen und bekommt außerdem noch einen Punkt in Flensburg.
„Wer sich durch Smartphone, Tablet und Co. bei der Fahrt ablenken lässt, handelt grob fahrlässig und setzt die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer aufs Spiel“
Frank Bärnhof, Versicherungsexperte & Jurist
Wenn du nur für 5 Sekunden auf das Handy schaust, und dabei 130 km/h fährst, hast du schon 180 Meter zurückgelegt. So schnell reagieren kann selbst der beste Fahrer nicht.
Erst Autofahrern ab 60 Jahren scheint das Mobiltelefon am Steuer entbehrlich zu sein. Hier sind es ‚nur‘ noch 38 Prozent, die angeben, es während des Autofahrens zumindest hin und wieder zu nutzen, dabei meist (19 Prozent) zur Navigation oder um nachzusehen, ob jemand geschrieben oder angerufen hat (15 Prozent). Auf eine aktive Nutzung verzichten die Verantwortungsbewussten.
Obwohl vor Ablenkung am Steuer zunehmend öffentlichkeitswirksam gewarnt wird, unterschätzen Autofahrer nach wie vor die damit verbundene Gefahr. Es besteht kein Bewusstsein darüber, dass ein Blick aufs Handy ein Blindflug ist, der Leben kosten kann.
Lars Wagener, Vorsitzender der Geschäftsleitung des ACV
Selbst bei geringen Geschwindigkeiten wird die Ablenkung unterschätzt. Wer bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h nur zwei Sekunden lang unachtsam ist, legt fast 28 Meter im „Blindflug“ zurück. Für viele ist Autofahren Routine, vor allem auf bekannten Strecken lässt die Konzentration schnell nach.
Nach einer Studie ging der Blick am längsten beim Bedienen des Navigationsgerätes von der Straße weg, gefolgt vom Telefonieren mit dem Handy. Aber auch Nebentätigkeiten, wie eine Brille aus dem Etui nehmen oder aus der Wasserflasche trinken, wirken sich selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten zwischen 30 und 50 km/h auf das Fahrverhalten aus.
Auch Fußgänger und Radfahrer können bei einem drohenden Zusammenstoß oft nicht schnell genug reagieren, wenn sie abgelenkt sind. Wer zum Beispiel beim Laufen aufs Smartphone starrt oder als Radfahrer Musik über Kopfhörer hört, verliert die Aufmerksamkeit für das Verkehrsgeschehen. Nicht nur beim Überqueren von Straßen kann es dabei zu schweren Unfällen kommen.
Auch beim Ampel-Stopp ist Telefonieren verboten
Während der Autofahrt wird das Navigationsgerät bedient oder schnell online Bescheid gesagt, dass es wegen eines Staus später wird? Gerade die jüngeren Autofahrer nutzen laut forsa-Umfrage das Handy häufiger am Steuer. 12 Prozent der unter 30-Jährigen nutzen das Handy ohne Freisprechanlage und weitere 21 Prozent der jungen Autofahrer geben sogar an, häufig während der Fahrt Nachrichten auf dem Handy zu lesen oder zu schreiben. Ablenkungen wie diese erhöhen jedoch das Risiko, einen Unfall zu verursachen.
Die Neufassung der Straßenverkehrsordnung (StVO § 23) regelt das Handy-Verbot daher seit Ende 2017 umfassender: Smartphone, Tablet und Co. dürfen am Steuer nur genutzt werden, wenn sie der Fahrer weder hochnehmen noch halten muss. Wer keine Sprachsteuerung oder Vorlesefunktion nutzt, darf kurz während der Fahrt auf das Gerät schauen. (2) Aber: „Nehmen Autofahrer im Straßenverkehr ihre Hände vom Lenkrad, um beispielsweise das Handy zu bedienen, machen sie sich strafbar“, sagt Frank Bärnhof. „Telefonieren ohne Freisprechanlage ist nur erlaubt, wenn das Auto steht und der Motor vollständig ausgestellt wurde. Das Abschalten bei einer Start-Stopp-Automatik genügt hierbei nicht.“
Die jungen Autofahrer bis 24 Jahre, die von allen Verkehrsunfall-Statistiken als Hochrisikogruppe ausgewiesen werden, gehören zu den fleißigsten Nutzern des Mobiltelefons während der Fahrt. Bis zum Alter von 45 Jahren nutzen 81 Prozent das Smartphone zumindest hin und wieder während der Autofahrt – zum Beispiel für folgende Zwecke:
- zur Navigation
- zum Nachsehen und Lesen
- Anrufe annehmen
- Anrufe ohne Freisprecheinrichtung
- SMS oder Whatsapp
- Musikauswahl
Von den Autofahrern, die zumindest hin und wieder das Smartphone/Mobiltelefon am Steuer nutzen, gebrauchen es 62 Prozent im Stau oder zäh fließenden Verkehr und 56 Prozent beim Warten an der roten Ampel. Allerdings nutzen auch 17 Prozent das Telefon bei Fahrten auf der Autobahn, 14 Prozent bei Fahrten auf der Landstraße und 12 Prozent im Stadtverkehr.
Auf die Frage, ob es Situationen gibt, in denen die Autofahrer auf Mobiltelefon-Nutzung am Steuer verzichten würden, gaben 89 Prozent an, ihr Smartphone auf keinen Fall bei schlechten Witterungsverhältnissen wie Schnee oder Starkregen zu nutzen, je 85 Prozent verzichten darauf an großen Kreuzungen oder im dichten Straßenverkehr, 80 Prozent vermeiden es, wenn ein Kind im Auto sitzt und 79 Prozent beim Vorbeifahren an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen oder Krankenhäusern.
Bußgeld für das Fahren mit dem Handy
Autofahrer, die sich nicht an die neuen Regelungen halten und zum Beispiel mit dem Smartphone am Ohr von der Polizei gestoppt werden, müssen seit 2017 auch mit deutlich höheren Bußgeldern rechnen. „Bei Handynutzung am Steuer droht ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro sowie ein Punkt in Flensburg. Werden dabei andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, kostet es 150 Euro und zwei Punkte. Zusätzlich wird ein einmonatiges Fahrverbot verhängt.“ Bei einer Sachbeschädigung muss der Unfallfahrer 200 Euro Strafe zahlen und erhält zudem zwei Punkte in Flensburg sowie einen Monat Fahrverbot. Für Autofahrer heißt dies jedoch nicht, dass Handy und Co. aus dem Wagen verbannt werden müssen. Moderne Technologien wie Head-up-Displays, Kopfhörer oder Sprachsteuerung sorgen dafür, dass elektronische Geräte auch während der Fahrt sicher benutzt werden können.
Punkte | Bußgeld | Fahrverbot |
---|---|---|
1 Punkt | 100 Euro | 0 Monate |
Bußgeld wenn es zu einem Unfall mit dem Handy kommt
Punkte | Bußgeld | Fahrverbot |
---|---|---|
2 Punkt | 200 Euro | 1 Monat |
Handy beim Fahrradfahren
Punkte | Bußgeld | Fahrverbot |
---|---|---|
0 | 55 Euro | 0 |
Handy am Steuer in der Probezeit
Für Junge Autofahrer die erst seit kurzem den Führerschein besitzen, bleibt das Bußgeld ebenfalls bei 100 Euro und einem Punkt in Flensburg. Beim Telefonieren am Steuer handelt es sich um einen B-Verstoß. Wenn man allerdings zwei davon hat, verlängerung sich die Probezeit um 2 Jahre und du mußt ein Aufbauseminar besuchen.
Bei mehreren Ordnungswidrigkeiten ist sogar dein Führerschein in.
Wo das Handy (laut Umfrage) am meisten genutzt wird:
- Stau
- zäh fließenden Verkehr
- Warten an der roten Ampel
- Fahren auf der Autobahn
- Auf der Landstraße
- Im Stadtverkehr
- Schnee
- Starker Regen
Dabei ist vielen Autofahrern gar nicht gewußt welche gefahr sie eingehen. Zum Beispiel wenn ein Kind im Auto ist oder wenn sie an einer Schule vorbeifahren. Kommt es beim Telefonieren zu einem Unfall, kann der Fahrer wegen fahrlässiger Körperverletzung bestraft werden.

Urteile zu Handy am Steuer
Der Paragraph der StVO §23 Absatz 1a regelt die Fahr mit dem Handy am Steuer:
»Wer ein Fahrzeug führt, darf ein Mobil- oder Autotelefon nicht benutzen, wenn hierfür das Mobiltelefon oder der Hörer des Autotelefons aufgenommen oder gehalten werden muss. Dies gilt nicht, wenn das Fahrzeug steht und bei Kraftfahrzeugen der Motor ausgeschaltet ist.«
Was ist mit der Versicherung?
Was passiert, wenn es durch den unüberlegten Smartphone-Gebrauch tatsächlich zum Unfall kommt? Frank Bärnhof erklärt die Situation aus Perspektive des Versicherers: „Wer durchs Handy am Steuer abgelenkt ist, riskiert bei einem verursachten Unfall seinen Kasko-Versicherungsschutz ganz oder teilweise, je nach Leistungen seiner Police.“ Um die eigene und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden, sollte man generell am Steuer nicht zum Handy greifen.
Hier drei Beispiele für Gerichtsurteile:
- Im ersten Fall wurde ein Autofahrer während der Fahrt mit dem Handy am Ohr erwischt. Es folgte ein Bußgeldbescheid über 100 Euro sowie ein einmonatiges Fahrverbot, weil dieser Handyverstoß bereits der dritte des Beklagten war. Dagegen legte der Autofahrer Einspruch ein. Er argumentierte, dass die letzten beiden Handyverstöße bereits über zwei Jahre zurücklagen.Das Oberlandesgericht Hamm entschied gegen den Mann und bestätigte das Fahrverbot sowie das erhöhte Bußgeld. Zwar sei es richtig, dass zwei einschlägige Vorbelastungen binnen eines Jahres vorliegen müssten, um die Strafe wegen sogenannter ‚Beharrlichkeit‘ zu erhöhen. Dies sei hier nicht der Fall, da die ersten beiden Handyverstöße über zwei Jahre vor dem jetzt geahndeten Verstoß begangen worden.Allerdings wurde der Autofahrer seither zweimal wegen überhöhter Geschwindigkeit aktenkundig. Insgesamt wurden also fünf Ordnungswidrigkeiten innerhalb von drei Jahren dokumentiert. Deswegen könne davon ausgegangen werden, dass es dem Beklagten an der für die Teilnahme am Straßenverkehr erforderliche „rechtstreue Gesinnung und der notwendigen Einsicht in zuvor begangenes Unrecht“ fehle, urteilte das OLG Hamm (AZ: 1 RBs 138/15)
- Im zweiten Fall wollte ein Autofahrer nicht einsehen, dass man das Handy in der Hand halten kann wenn man damit nicht telefoniert sondern nur zur Navigation nutzt. Dabei hat das Oberlandesgericht Hamm hat (erneut) bekräftigt, dass ein Handy während der Autofahrt – auch nicht als Navigationsgerät – in der Hand gehalten werden darf. Die Nutzung als vom Handy im auto als Navigationsgerät schränke die Handlungsfähigkeit des Fahrers ein und gelte damit als verboten. Ein Autofahrer scheiterte mit seiner Klage gegen das ihm auferlegte Bußgeld in Höhe von 40 Euro und „ein Punkt“ in der Flensburger Sünderkartei. Er habe „nicht beide Hände für die Fahraufgabe“ zur Verfügung gehabt und somit gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. (OLG Hamm, 5 RBs 11/13)
- Wird eine Autofahrerin von zwei Polizisten dabei beobachtet, dass sie am Steuer – wenn auch im stockenden Verkehr – mit dem Handy am Ohr telefoniert, bemerkt sie das und nimmt das Gerät „ruckartig“ herunter, so kann sie sich nicht gegen die dafür vorgesehene Strafe (60 € und ein Punkt in Flensburg beim Kraftfahrtbundesamt) wehren. Das gelte erst recht, so das Amtsgericht München, wenn die Beamten ihr nach der ersten Tat folgen (um sie anzuhalten) und dann sehen, dass die Frau erneut mit dem Handy telefoniert. (AmG München, 912 OWi 416 Js 101706/15)
Gesehen werden reicht. Das Bußgeld kommt per Post an die Adresse des Halters.
Nach 2 Jahre und sechs Monate werden Ordnungswidrigkeiten wie zum Beispiel der Handyverstoß wir aus dem Verkehrszentralregister gelöscht.
In Fast allen europäischen Ländern ist das telefonieren mit dem Handy während des Autofahrens verboten.
Laut ADAC Bußgeldrechner riskiert man zwischen 20 EUR in Österreich und 150 in Griechenland.
Erlaubt ist das Benutzen des Mobiltelefons im Auto ohne Freisprechanlage lediglich in Schweden.
Am bestem ist es kein Risiko einzugehen und sich eine Freisprecheinrichtung zu besorgen. Einfache Systeme gibt es schon unter 10 EUR. In Deutschland ist es Egal ob man am Telefonieren war oder nicht. Das Handy in die Hand zu nehmen reicht schon damit ein Bußgeld fällig wird.
Iphone Benutzer können einfach die mitgelieferten Kopfhörer benutzen und die Sprachsteuerung Siri die gewünschte Nummer wählen lassen. Kein Grund sich Strafbar zu machen. Wer mit dem Handy auf dem Fahrrad telefoniert, kann ein Bußgeld von 55 € bekommen.
Auslands-Bußgelder fürs telefonieren beim Autofahren
Land | Bußgeld in Euro |
Griechenland 🇬🇷 | Bis 150 |
Niederlande 🇳🇱 | 140 |
Portugal 🇵🇹 | Ab 120 und mehr |
Spanien 🇪🇸 | Bis 91 |
Italien 🇮🇹 | Ab 71 und mehr |
Kroatien 🇭🇷 | 70 |
Schweiz 🇨🇭 | 65 |
Deutschland 🇩🇪 | 60 € + 1 Punkt in Flensburg |
Österreich 🇦🇹 | Ab 25 aufwärts |
Frankreich 🇫🇷 | ab 22 Euro |
Schweden 🇸🇪 | Keine Strafe |
Chart1
Bemerkenswert ist dabei, dass junge Frauen sowohl öfter am Steuer telefonieren als auch mehr SMS schreiben als junge Männer. Während 35 Prozent der weiblichen Befragten erklärten, unterwegs zu telefonieren, waren es nur 32 Prozent der männlichen Fahrer. Bei den SMS, die 30 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer schreiben, war der Unterschied sogar noch größer.

Chart2
Im Rahmen einer von Ford in Auftrag gegebenen europäischen Studie wurden im Juni 2016 mehr als 6500 junge Europäer (D, E, F, GB, I) zu ihrem Verhalten während der Fahrt befragt: Demnach schreiben 43 Prozent während der Fahrt Textnachrichten, 36 Prozent telefonieren, 13 Prozent sind bereits unter Alkoholeinfluss gefahren, 11 Prozent sehen sich unterwegs Handy-Videos an, 26 Prozent hatten bereits einen Unfall. Die Befragung zeigt auch, dass 41 Prozent riskanter fahren, wenn Freunde im Auto sitzen, während andererseits 57 Prozent weniger Risiken eingehen, sofern ältere Verwandte im Auto mitfahren.

Kampagnen zur Prevention gegen das Texten am Steuer
Don’t Text & Drive (dramatischer)
The film that will stop you from texting and driving from the Tredegar Comprehensive School and Gwent Police (UK)
Handy am Steuer Statistik
Die Zahl der an das Fahreignungsregister (FAER) gemeldeten Verstöße gegen das Handyverbot schwankte in den vergangenen 5 Jahren zwischen 443.000 Verstößen im Jahr 2011 und 363.000 im Jahr 2015. Seit 2011 wurden pro Jahr durchschnittlich rund 400.000 Verstöße registriert. Das heißt jeden Monat bekommen über 28.000 Autofahrer 60 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg nur weil sie keine Freisprecheinrichtung besitzen oder nutzen.
Weitere Kfz-Freisprecheinrichtungen unter Kfz-Handy Zubehör.
Neues SCHOCK-Video gegen Tippen und Handys am Lenkrad. Initiator Verkehrswacht Niedersachsen: „Tippen tötet – Nur ein Augenblick“:
https://www.youtube.com/watch?v=18UjtOVeyBw
Hier ist zu sehen, wie das Schockvideo entsteht: das „Making of“ von „Tippen tötet – Nur ein Augenblick“:
https://www.youtube.com/channel/UCuS3gD5W7B8uyi065aGvyEg