Fahrlehrer werden

Gut fahren braucht Zeit – Ein Porträt wie man Fahrlehrer werden kann. Den Führerschein machen, ein eigenes Auto besitzen – für viele Jugendliche ein Traum, aber auch zunehmend berufliche Notwendigkeit. Fahrlehrer Eberhard Hunger arbeitet seit 20 Jahren in seinem Beruf und begleitet fahrwillige Menschen von 17 Jahren bis ins hohe Alter auf dem Weg zum Führerschein.

Ein Männerberuf

Lässig mit blauer Jeans und Basecap treffe ich Eberhard Hunger in seinem Schulungsraum. Schnell wischt er noch die Tafel ab und sortiert die kleinen Verkehrszeichen-Magnete. Dass er an diesem Samstagmorgen laut eigener Aussage nicht ganz fit ist, sieht man ihm nicht an. Mit einem Lächeln erklärt er mir, dass es schon gehen wird und lässt sich in den schwarzen Bürostuhl an seinem Schreibtisch sinken.

Die Arbeit mit jungen Menschen erfordert Geduld und Vertrauen. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job und Eberhard bestätigt, dass auch die Fahrausbildung immer anspruchsvoller wird. Die Ausbildung zum Fahrlehrer selbst dauert mindestens neun Monate und besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. „Man muss immer flexibel sein und das Spektrum erweitern.“, fügt er hinzu. Der Frauenanteil unter den Fahrlehrern ist übrigens gering. „Es ist immer noch vorwiegend ein Männerberuf.“

Fahrlehrer beim Unterricht

Kreide gegen Lenkrad getauscht
Er selbst kam auf Umwegen zu dem Beruf, denn eigentlich ist Eberhard Lehrer. Nach dem Abitur machte er eine Lehre zum Landmaschinen- und Traktorenschlosser, absolvierte eine Lehrerausbildung, arbeitete an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (jetzt TU Chemnitz) und war stellvertretender Direktor einer Betriebsschule. Nach der Wende 1989 wurde er dann Fahrlehrer. „Die Kombination aus Maschinenschlosser für Fahrzeuge, meine Zeit als Hilfsfahrlehrer für LKW-Fahrer bei der Armee und eine pädagogische Ausbildung hätten mich nicht besser qualifizieren können. Und nach der Wende wollten alle Auto fahren.“

Ein Stück Unabhängigkeit
In der ehemaligen DDR musste man teilweise lange warten, ehe man den Führerschein, damals noch die „Fahrerlaubnis“, machen konnte und auf ein Auto musste man nach Anmeldung 10 bis 15 Jahre warten. „Heute ist der Wunsch, den Führerschein zu besitzen immer noch so groß wie vor 20 Jahren, vor allem bei den Jugendlichen.“ Und mit denen arbeitet Eberhard hauptsächlich zusammen und fügt hinzu „Ich finde es gut, dass es den Führerschein ab 17 Jahren gibt. Wer den vorläufigen Führerschein macht, kann mehr Fahrerfahrung sammeln und wenn man jung ist, dann lernt man noch besser.“

Für ihn war das Fahren lernen eher unspektakulär. „Ich komme aus einem kleinen Dorf im Erzgebirge und hab mit 12 Jahren schon auf dem Traktor gesessen. In meiner Jugend setzte sich das fort. Alles womit man fahren konnte, ob Motorrad oder LKW, da habe ich mich hinters Steuer gesetzt. Da war Autofahren vergleichsweise weniger spannend.“ Auf die Frage nach seinem ersten Auto muss er lachen. „Das war natürlich ein Trabant!“

„Autofahren wird nicht auf dem Gas entschieden, sondern eher auf der Bremse“
Die Generation von heute kann sich das kaum vorstellen, Jahre warten zu müssen, bis man seinen Führerschein machen darf. „Heute geht das ja problemlos“, meint Eberhard und fügt hinzu „20 Prozent meiner Fahrschüler werden von ihren Eltern zu mir geschickt, 80 Prozent kommen freiwillig und wollen den Führerschein lieber gestern als heute. Aber eine gute Fahrausbildung braucht Zeit.“ Und hier wird er ernster. Wer den Führerschein im Eilverfahren machen will und schnell fährt, ist ihn meist noch schneller wieder los. „Mir ist es wichtig meinen Fahrschülern klarzumachen, dass das Autofahren nicht auf dem Gas entschieden wird, sondern auf der Bremse.“, erklärt er.

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Sicherheit wird bei Eberhard groß geschrieben und er betont, dass das eine der wesentlichsten Aufgaben seines Berufes ist: Seinen Fahrschülern zu vermitteln, dass Autofahren zwar Spaß macht, aber dass man sich immer der Gefahren bewusst sein sollte, denen man sich im Straßenverkehr aussetzt. „Über 80 Prozent der Verkehrsunfälle haben Ablenkung zur Ursache und da macht das Telefonieren am Steuer ‚nur’ zehn Prozent aus. Die Menschen sind einfach nicht bei der Sache. Ich bläue meinen Schülern immer wieder ein, aufmerksam zu sein.“

Die psychische Komponente zum Fahrlehrer

Das Vertrauen zwischen Fahrlehrer und Fahrschüler ist enorm wichtig. „Man kann auch nicht pauschal sagen, wie viele Praxisstunden ein Schüler braucht. Er oder sie muss eben so lange fahren, bis es klappt.“ Geschlechterabhängige Fahrfehler kann Eberhard dabei nicht feststellen: Links und rechts verwechseln Jungen wie Mädchen. „Wenn es gar nicht funktionieren will, dann malt man dem Fahrschüler eben ein großes L und R auf die Hände.“, erklärt er mir mit einem Schmunzeln.

Bei der Fahrprüfung zeigt sich dann, was der Schüler gelernt hat. „Der Fahrlehrer kennt zwar seinen Fahrschüler, aber nicht seinen Prüfling.“, so Eberhard. Die psychische Komponente spielt beim Autofahren eine sehr große Rolle, vor allem wenn man unter Stress steht wie bei einer Fahrprüfung. „Es ist auch schon vorgekommen, dass der Prüfling bei grün an der Ampel anhält und bei rot losfährt. Das sollte natürlich nie passieren.“

Ans Aufhören denkt Eberhard nicht. „Der Beruf ist vielseitig und es macht Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten.“ Er ist der beste Beweis, dass man dabei selbst jung bleibt.


Beitrag zuletzt aktualisiert am 30. Dezember 2019
1 Kommentar
  1. Ich kann mich dem Eberhard nur anschließen. Ja, fahren lernen ist eine nicht ganz so einfache Sache. Zumindest sieht es viel einfacher aus als es ist. Fleiß, Ausdauer, Disziplin und natürlich eine gehörige Portion Lernwille sind schon von nöten. Jeder kann es schaffen sofern die pers. Voraussetzungen erfüllt werden. Mann oder auch Frau muß es nur wollen. Gunter. Seit 33 Jahren Fahrlehrer und Inhaber einer Fahrschule.

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